Checkliste zur Sicherheit in industriellen Fluidsystemen
Checkliste zur Sicherheit in industriellen Fluidsystemen
Mike Frost, Regional Area Manager, Field Engineering (Asien-Pazifik)
In zahlreichen Industriebranchen kommen Fluidsysteme zum Einsatz, die Flüssigkeiten und Gase unter hohen Drücken und Temperaturen transportieren. Um die Qualität der Endprodukte und die Sicherheit der Anlagenbediener und Techniker zu gewährleisten, müssen diese Systeme auf bestmögliche Leistungsfähigkeit ausgelegt sein.
Auf Öl- und Gasplattformen, die häufig an entlegenen Orten bzw. in großer Entfernung zur Küste installiert sind, hängt die Sicherheit maßgeblich vom zuverlässigen Betrieb der Fluidsysteme ab. Diese Systeme können mitunter sehr umfangreich und komplex sein und bergen eine Reihe möglicher Risiken. Ein Versagen der Fluidsysteme ist keine Option. Wie also kann gewährleistet werden, dass alle Systemteile sicher und zuverlässig arbeiten? Nachfolgend haben wir eine praktische Checkliste zusammengestellt, die alle wichtigen Aspekte zum Thema Fluidsystemsicherheit abdeckt:
Fluidsystemsicherheit auf einen Blick
Am Ende dieses Artikels finden Sie eine Infografik zu unseren Sicherheitstipps zum Download.
✔ Halten Sie die Auslegung so einfach wie möglich.
Systeme mit einer niedrigeren Komplexität tragen zur Fehlerreduzierung bei. So müssen in dickwandige Rohrleitungen (Pipe) mit mehreren Richtungswechseln beispielsweise zahlreiche Gewindefittings als Verbindungsstellen eingeplant werden. Durch den Einsatz von biegsamen Rohrleitungen (Tube) können diese Verbindungsstellen und somit auch mögliche Leckagerisiken erheblich reduziert werden. Darüber hinaus gestalten sich Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten um ein Vielfaches einfacher, wenn das System weniger Verbindungsstellen aufweist. Eine andere Möglichkeit zur Vereinfachung der Systemauslegung besteht darin, auf vorgefertigte Fluidsystemkomponenten eines verlässlichen und vertrauensvollen Partners zurückzugreifen.
✔ Wählen Sie die richtigen Bauteile.
Für die Auswahl der richtigen Bauteile ist ein umfassendes Verständnis der Prozessbedingungen unumgänglich. Bei statischen Aufladungen in Ihrem Fluidsystem sollten Sie beispielsweise auf einen Schlauch mit einem leitfähigen Metallinnenschlauch oder einem PTFE-Innenschlauch mit Kohlenstoffversatz setzen. Denn so kann die elektrostatische Ladung abgeleitet werden und wird nicht durch den Schlauch entladen. Mit der richtigen Werkstoffauswahl lassen sich künftige Leckagen vermeiden.
Zusätzlich ist es wichtig, dass Rohrwerkstoffe für Fluidsysteme untereinander kompatibel sind und die geeignete Härte aufweisen, um zuverlässige Verbindungen sicherzustellen. Metallrohre sollten weicher als die Rohrverbindungen sein, damit die Rohre fest in den Verschraubungen gehalten werden können. Vermeiden Sie beispielsweise die Kombination von Messing-Verschraubungen mit Edelstahlrohren, da diese Verschraubungsmaterialien zu weich sind und keinen ausreichenden Halt am Rohr bieten. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Auswahl der Bauteile …
✔ Vermeiden Sie eine Kombination von Bauteilen unterschiedlicher Hersteller.
Das Vermischen oder Austauschen von Bauteilen unterschiedlicher Hersteller kann zu unvorhersehbaren Leistungseinschränkungen führen, darunter mögliche Leckagen und Sicherheitsrisiken. So haben Verschraubungen mit einem Rohraußendurchmesser von einem halben Zoll möglicherweise nicht dieselben Toleranzen, wenn sie von unterschiedlichen Herstellern stammen. Durch diese Inkompatibilität wird möglicherweise die Leistungsfähigkeit Ihres Systems beeinträchtigt. Entscheidend ist eine leckagefreie Verschraubung, die hohen Drücken, Vibrationen, Vakuumbedingungen und Temperaturschwankungen standhält. Damit zusammenhängende Risiken lassen sich minimieren, indem Sie Rohre und Verschraubungen beim selben Hersteller beziehen.
✔ Halten Sie Herstelleranweisungen ein.
Nachdem nun sichergestellt ist, dass alle Bauteile vom selben Hersteller stammen, besteht der nächste wichtige Schritt darin, die Herstelleranweisungen zu befolgen. So gewährleisten Sie eine ordnungsgemäße Installation und Demontage. Dies mag zwar wie eine Selbstverständlichkeit klingen, allerdings sollten sich selbst die erfahrensten Techniker genau an die Anweisungen des Herstellers halten. Dadurch können u. a. die folgenden Probleme vermieden werden:
- Verschraubungen sind nicht fest genug angezogen, dadurch können Leckagen entstehen und Rohrleitungen ausreißen.
- Vor dem Festziehen wird nicht darauf geachtet, dass die Rohrleitung fest auf der Schulter des Verschraubungskörpers aufliegt.
- Das Rohr wird nicht auf Verformungen, Defekte oder Kratzer geprüft, die sich negativ auf die Dichtung auswirken können.
- Extreme Wanddicken werden nicht anhand der vom Hersteller empfohlenen Beschränkungen für Verschraubungen überprüft.
- Es wird nicht die korrekte Prüflehre genutzt, um zu garantieren, dass die Verschraubung genügend festgezogen ist.
✔ Berücksichtigen Sie die Betriebsbedingungen bei der Systemauslegung.
Bei der Montage ist das Fluidsystem noch keinen Vibrationen, hohen Drücken bzw. Temperaturen oder anderen gängigen Betriebsbedingungen ausgesetzt –
diese Faktoren müssen jedoch bereits bei der Auslegung des Systems umfassend berücksichtigt werden. Sehen Sie angemessene Halterungen vor, damit es in Hochdruckanwendungen nicht zu einer Materialermüdung an den Verschraubungen und Rohrleitungen kommt. Darüber hinaus sollten Sie einen ausreichenden Bewegungsspielraum einplanen, da Bewegungen zu einer zusätzlichen Belastung der Bauteile und Verschraubungen können. Bei Anwendungen mit starken Vibrationen sollten Sie anstelle von Rohren eher auf Schläuche setzen. Hierbei sollten Sie darauf achten, dass die Bewegung über eine ausreichende Länge verteilt wird. Denn so werden Biegungen vermieden, die kleiner sind als der Mindestbiegeradius des Schlauchs.
✔ Kennzeichnen Sie kritische Bauteile.
Durch eine konsequente und einheitliche Kennzeichnung von Bauteilen lassen sich Fehler vermeiden. Bringen Sie an Ihrer Ausrüstung und den Schläuchen Kennzeichnungsschilder mit detaillierten Informationen an, sodass Ihre Mitarbeiter bei ggf. erforderlichen Anpassungen genau nachvollziehen können, zu welchem Zweck die betreffende Einrichtung eingesetzt wird. Sie können darüber hinaus eine bestimmte Farbkennzeichnung für Griffe, Rohre und Schläuche einsetzen, sodass Bediener direkt erkennen können, welche Flüssigkeiten oder Gase durch das System fließen. So reduzieren Sie das Fehlerpotenzial.
Wenn Sie diese Tipps befolgen, sorgen Sie für eine höhere Sicherheit in Ihrem Fluidsystem. Sie möchten mehr darüber erfahren, wie Sie die Sicherheit, Effizienz und Leistungsfähigkeit Ihres Fluidsystems steigern können?
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